Bei der Frage, ob Kinder mit in Lehrveranstaltungen genommen worden sollten, gibt es meist drei wiederkehrende Antworten:
+ „Aber natürlich“, „Wieso denn nicht?“, „Selbstverständlich“: Das ist im Grunde doch die Antwort, die wir uns alle erhoffen. Nur sollte man sich nicht blenden lassen. Denn meistens kommt sie aus dem Mund von anderen Eltern, die sich diese Antwort selbst gewünscht hätten oder von Menschen, die absolut keine Ahnung von Kindern oder der Uni haben.
+ „Auf keinen Fall“, „Sicher nicht“, „Wo kommen wir denn da hin?“: Nicht allzu überraschend kommen diese Sätze meistens von kinderfreien Menschen oder jenen Eltern, die das Privileg genossen haben, in der Studienzeit jederzeit einen sicheren Betreuungsplatz oder eben noch kein Kind hatten.
+ „Wenn es die LV nicht stört“, „Wenns das Kind halt mitmacht“, „Solange es halt nicht zwei Stunden durchschreit“: Das ist wohl die Antwort, die man am häufigsten zu hören bekommt und jene, der ich mich anschließen würde.
Es gibt nämlich eines, was man bei diesem Thema nicht sollte: Das Ganze unterschätzen. Grundsätzlich ist es einfach klar, dass die Universität nicht für Kinder ausgerichtet ist und ein Kind im Hörsaal eine Ausnahme bleibt. Dabei geht es nicht nur um die Ruhe für die KommilitonInnen, sondern auch um die Konzentration und innere Ruhe der Eltern. Denn sind wir mal ehrlich, wieviel bekommt man schon mit, wenn man damit beschäftigt ist, das Kind ruhig zu halten?
Trotzdem kommt man als studierendes Elternteil fast immer irgendwann in eine Situation, in der alle anderen Möglichkeiten, das Kind unterzubringen, nicht greifen.
Alle anderen Optionen habe ich dir bereits in diesem Artikel zusammengefasst:
Spielzeugtipps
* Montessorimappen oder -bretter: beinhalten mehrere kleine Stationen, die vom Schnürsenkelbinden bis hin zum Knöpfe drücken reichen.
* Soundbücher: obwohl die meisten Kinder sie lieben und sich lange damit beschäftigen, sind sie leider nur eine Option, wenn im Kurs viel selbstständig gearbeitet wird, sodass die Tiergeräusche niemanden stören.
* Alltagsgegenstände: Ausrangierte Brieftaschen mit abgelaufenen Karten, Federmappen mit verschiedenen Dingen (kindersicheren Stiften, Radiergummies, Armbanduhren, Fingerpuppen...) Einfach alles, was man ersteinmal ausräumen muss. Das übernehmen unsere Kleinen meist gern und es hält sie einige Zeit beschäftigt.
Für alle, die es trotzdem wagen müssen, habe ich folgende Tipps:
+ Melde dich beim LV-Leiter: Vielleicht kann er dir schon einmal im Groben mitteilen, was für die Einheit geplant ist und welche Lehrmethoden er dafür geplant hat. Weißt du, wo es lang geht, kannst du dir aus den unteren Tipps zusammensuchen, was für deine Situation am besten passt.
+ Beobachte dein Kind: Sind wir ehrlich. Als Mama oder Papa tun wir das doch sowieso die meiste Zeit und kennen unser Kind einfach am besten. Wann ist es besonders ruhig und zufrieden? Fällt die LV in die Schlafenszeit? Reagiert dein Kind empfindlich auf Lärm und andere Menschen?
+ Ab in die Trage: Babys, vor allem Neugeborene, schlafen meist noch viel. Sollte dein Kind auch bei fremden Stimmen und Kaffeehauskulisse gut weiterschlafen, ist das Tragetuch meist die einfachste Lösung. So hat meine Tochter bereits mehrmals stundenlange Proseminare und sogar Präsentationen miterlebt. Der Körperkontakt hat zur Beruhigung völlig ausgereicht.
+ Vorbereitung: Ist dein Kind älter, oder hat einen sehr leichten Schlaf, ist es besonders wichtig, passende Rahmenbedingungen zu schaffen.
- Babys vor dem Robbalter: Ist der Raum barrierefrei zugänglich, bietet sich der Kinderwagen als Babybettchen an. Ein herabhängendes Mobile sorgt meist schon für genügend Beschäftigung. Hast du genug Platz, kannst du dein Baby außerdem hin und wieder herausnehmen und auf der Stelle hin und herwippen. (Ja, man kommt sich blöd vor und es lenkt die anderen natürlich ab, im richtigen Maß ist es aber durchaus machbar)
Auch eine Decke mit Spielebogen kann helfen, allerdings lohnt es sich, lautes Spielzeug wie Knistertücher und Glöckchen zuerst zu entfernen.
- Babys im Robb-, Krabbel und Geh-Alter: Jetzt wird es richtig tricky. Wenn es das Kind irgendwie zulässt, ist der Schoß der Eltern, oder der Kinderwagen eindeutig die stressfreiste Lösung. Vielleicht gibt es ein Spielzeug, das dein Kind besonders lange fesselt oder ein Bilderbuch, das du nebenher mit ihm anschauen kannst. Ist sitzen keine Option, kannst du eine Decke auf den Boden legen, den Bereich begrenzen und dort spannendes (und leises) Spielzeug verteilen.
- Kleinkinder: Meistens hat man zu diesem Zeitpunkt schon einige Aktivitäten gefunden, mit denen man sein Kind gut beschäftigen kann. Mit Kinderkreide auf Papier malen, Bauklötze stapeln (wahlweise aus weichem Material) oder interaktive Bilderbücher funktionieren meist ganz gut. Ruhig wird es wahrscheinlich trotzdem nicht bleiben, aber das ist ok. Du hast die besten Voraussetzungen geschaffen, aber in diesem Alter wird eben gerne geplappert und geschimpft. Versuche, es mit Humor zu nehmen und durchzuhalten.
- Kinder: Ab dem Kindergartenalter wird das ganze schon deutlich entspannter. Malen, Bücher durchschauen und Duplo-/Legospiele funktionieren meist ruhig und selbstständig.
+ Hol dir Hilfe: Im besten Fall kennst du jemanden in der LV und kannst dich für diese Einheit mit ihm/ihr zusammentun. Es ist eine wahnsinnige Hilfe, wenn du dich nicht auf eine Mitschrift konzentrieren musst oder bei Partnerarbeiten schon ausgemacht hast, mit wem du zusammenarbeiten wirst. So könnt ihr euch die Arbeiten gut einteilen und du hast jemanden, der schreiben kann, wenn du gerade dein Kind am Arm hast. Außerdem ist so kein Problem, wenn du mal eine Anweisung verpasst.
Natürlich kann es trotz aller Vorbereitungen stressig werden. Im schlimmsten Fall hast du fast immer die Möglichkeit früher zu gehen. Quengelt dein Kind sehr oder weint sogar, zeigen die meisten LV-Leiter Verständnis und geben sich mit deiner bisherigen Anwesenheit zufrieden. Kein ECTs ist es wert, dass du dich oder dein Kind zu großem Stress aussetzt.
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